Gazprom: Lieferung von 70.000 Tonnen Öl aus der Arktis

Dieser Bericht ist Teil unserer ehemaligen „Harmful Cases“ Dokumentation, bei der wir kontinuierlich und kurz & knapp Vorfälle von Menschenrechtsverletzungen, Völkerrechtsverletzungen oder Umweltzerstörung in Unternehmen aufgezeichnet haben.

Unbeeindruckt von der Krise um die Ukraine hat Gazprom die ersten 70.000 Tonnen Öl von seiner umstrittenen Ölplattform Prirazlomnaya in der Arktis auf den Weg gebracht, die von Rotterdam aus verschifft werden sollen. Dies gab der russische Präsident Wladimir Putin im April 2014 bekannt. Wegen ihrer Proteste gegen Prirazlomnaya waren im Herbst 2013 Greenpeace-Aktivisten 2 Monate lang in Russland inhaftiert und nur durch eine Amnestie freigelassen worden.

Die Bohrinsel, die seit Dezember 2013 in der russischen Petschorasee (Teil der Arktis) nach Öl bohrt, steht seit einiger Zeit wegen überholter Technik in der Kritik der Öffentlichkeit. Anfang April 2014 urteilte Greenpeace nach Gazproms veröffentlichtem Notfallplan, dass das Unternehmen keineswegs auf eine Ölkatastrophe vorbereitet sei.Jörg Feddern, Ölexperte von Greenpeace, beanstandete unter anderem das Notfallequipment zur Reinigung der verschmutzten Küsten, die sich bei einem Ölunfall auf mehrere Dutzend Kilometer belaufen könnten. Hierfür seien laut Plan 15 Schaufeln, 15 Eimer, drei Äxte und ein Vorschlaghammer vorgesehen. Da nur 15 Arbeitsanzüge zur Verfügung gestellt würden, schienen auch nur 15 Arbeiter für die Beseitigung angesetzt zu sein. Darüber hinaus seien die verfügbaren Ölsperren von etwa 1.200 Metern vor Ort sowie an den Küsten nicht ausreichend, um Ölschäden mit geschätzten 10.000 Tonnen auslaufendem Öl einzudämmen. In Anbetracht eines potentiellen Unglücks in der Arktis kann bei diesen Vorkehrungsmaßnahmen nahezu mit einer ökologischen Katastrophe für Mensch und Natur gerechnet werden.

Ein Schritt in die richtige Richtung ist nun die Verabschiedung einer EU-Resolution, nach der Ölbohrungen und die industrielle Fischerei in einem Gebiet von 2,8 Millionen Quadratkilometer rund um den Nordpol verboten werden sollen.

Eine interaktive Karte von Greenpeace verdeutlicht das Ausmaß und die Gefährdung des arktischen Gewässers.

Lesen Sie auch die folgenden Beiträge zu diesem Thema:

Wirtschaftsblatt („Russland schlägt neues Kapitel im ‚Kampf um die Arktis‘ auf“, 18.04.2014)

Sonnenseite („Offshore-Öl der Arktis kommt nach Europa“, 21.04. 2014)

Greenpeace („Notfallplan löchrig wie Käse“, 11.04.2014)

Naturschutz.ch („EU Resolution zum Schutz der Arktis“, 13.03.2014)

Lesen Sie auch den Beitrag von oilprice.com („Russia’s Arctic Prize Won’t Be As Big As Many Think“, 20.04.2014), Itar-Tass („Russia’s Arctic oil rig to boost country’s role on world energy markets — Putin”, 18.04.2014) und Reuters („Russia ships first oil from disputed offshore Arctic platform”, 18.04.2014) in englischer Sprache.