Norwegischer Pensionsfonds wirft die brasilianischen Unternehmen Eletrobras und Vale aufgrund von Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung aus dem Portfolio

Am 13. Mai 2020 kündigte Norwegens „Government Pension Fund Global“ (GPFG) den Ausschluss mehrerer Unternehmen aus deren Portfolio an. Der GPFG ist der weltweit größte Staatsfonds, mit einem Vermögen von mehr als 1 Billion Dollar. Vom Investmentportfolio Ausgeschlossen wurden der Bergbau-Gigant Vale und Eletrobras, das größte Versorgungsunternehmen Lateinamerikas. Mit der Entscheidung folgt Norges Bank Investment Management (NBIM), die das Investitionsportfolio verwalten, einer Empfehlung des Ethikrates des GPFG, der befand, dass die beiden Unternehmen gegen die Umwelt- und Menschenrechtsbestimmungen des Fonds verstoßen würden. Auch betroffen sind fünf weitere Unternehmen, die entweder „schwere Umweltschäden“ verursacht oder die Treibhausgasemissionen nicht ausreichend reduziert hätten.

Einschließlich der neuen stehen nun 142 Unternehmen auf der allgemeinen Ausschlussliste des GPFG. Die Richtlinien des Fonds listen eine Reihe von Möglichkeiten auf, wie Unternehmen auf der Liste landen können, darunter Komplizenschaft bei schweren Menschenrechtsverletzungen, übermäßige Abhängigkeit von Kraftwerkskohle, Umweltschäden und Korruption.

Eletrobras wurde wegen Verletzungen der Menschenrechte, der indigenen Völker und traditionellen Flussgemeinschaften im Wasserkraftwerksprojekt Belo Monte ausgeschlossen. Vale hingegen wegen schwerer Umweltschäden, die durch den Einsturz von zwei Rückhaltedämmen in den Jahren 2015 und 2019 im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais verursacht wurden. Bei beiden Dammbrüchen kamen zusammen insgesamt 366 Menschen ums Leben oder werden bis heute vermisst. Der mit Schwermetallen durchsetzte Schlamm verursachte in beiden Fällen immense Umwelt- und Sachschäden, er begrub ganze Siedlungen und kontaminierte angrenzende Flüsse und Regionen. Im Juli 2019 forderte ein brasilianischer Senatsausschuss eine Anklageerhebung gegen den ehemaligen CEO von Vale und seinen Finanzvorstand wegen Totschlags, schwerer Körperverletzung und Umweltverschmutzung.

Facing Finance und Partner kritisierten den Konzern aufgrund mangelnder Sicherheitsmaßnahmen schon des öfteren und forderten deutsche Banken dazu auf, von Vale ein verbessertes, nachhaltigeres Geschäftsmodell einzufordern oder alle Finanzbeziehungen zu beenden. Der Dammbruch aus dem Jahr 2015 wurde bereits vom Dirty Profit Report 4 thematisiert. Facing Finance begrüßt deshalb die Entscheidung des GPFG sehr. Auch die Rainforest Foundation Norway lobte diesen Schritt und sagte, dies „könne eine Divestment-Welle von Investoren auf internationaler Ebene auslösen“. Der GPFG hatte Ende 2018 einen Anteil von etwa 1% an den beiden brasilianischen Unternehmen gehalten.  „Wenn der weltweit größte Staatsfonds, der norwegische Pensionsfonds, Unternehmen wie Eletrobras und Vale wegen Missachtung von Umweltschutz und Menschenrechten aus dem Portfolio entfernt, ist das ein starkes Zeichen. Andere, klimaschädliche Kohle-Unternehmen wie Rio Tinto sollten folgen,“ sagt Thomas Küchenmeister, von Facing Finance.

Zu erwähnen bleibt, dass der GPFG trotz Richtlinie weiterhin große Anteile an anderen Unternehmen hält, denen Verletzungen der Menschenrechte oder Umwelt schädigende Aktivitäten vorgeworfen werden. Dazu gehören zum Beispiel Unternehmen wie Rio Tinto, die über die Kohleförderung zur Klimazerstörung massiv beitragen. Zwar begrüßt Facing Finance die jüngsten Entscheidungen des GPFG, doch wird das aktuelle Portfolio strengen Nachhaltigkeitskriterien kaum gerecht.