Paradise Papers: Glencores dubiose Geschäfte

Panama Papers reloaded: Anfang November veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung geleakte Daten der Anwaltskanzlei Appleby und der Unternehmensberater Estera und Asiaciti Trust, die sog. Paradise Papers. Neben vielen Prominenten, Politikern und anderen Unternehmen taucht auch der Schweizer Rohstoffkonzern Glencore in den Dateien auf.

Dies betrifft gleich zwei Sachverhalte: Zum einen wurde der dubiose israelische Geschäftsmann Dan Gertler darauf angesetzt, den Preis für Schürfrechte für die Katanga-Minen in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) neu zu verhandeln ((https://www.theguardian.com/business/2017/nov/05/revealed-glencore-secret-loan-drc-mining-rights-paradise-papers)). Zum anderen wurde eine verdeckte Beteiligung am Unternehmen Swiss Marine aufgedeckt, dem bei Rohstofftransaktionen die Missachtung von Embargos vorgeworfen werden ((http://www.afr.com/news/policy/tax/paradise-papers-glencore-hid-link-to-ghost-shipping-fleet-during-iran-scandal-20171104-gzf0sz)).

Als die kongolesische Regierung im Jahr 2008 die Schürfrechte für ausländische Rohstoffkonzerne neu verhandeln wollte, beauftragte Glencore Dan Gertler, dem gute Kontakte zur Regierung nachgesagt wurden. Laut dem Africa Progress Panel Report 2013 ((http://www.africaprogresspanel.org/wp-content/uploads/2013/08/2013_APR_Equity_in_Extractives_25062013_ENG_HR.pdf)) entgingen der DRC im Zuge der Veräußerung von Schürfrechten an Unternehmen mit Verbindung zu Gertler Einnahmen in Höhe von rund 1,3 Milliarden US-Dollar. Die DRC veräußerte die Minenrechte schlussendlich für 445 Millionen US-Dollar weniger, als ursprünglich verlangt wurde. Gertler wird verdächtigt, innerhalb eines Jahrzehnts Bestechungsgelder in Höhe von mehr als 100 Millionen US-Dollar an Regierungsmitglieder der DRC gezahlt zu haben. Mit Glencore führt er seit mindestens 10 Jahren eine intensive Geschäftsbeziehung ((https://www.theguardian.com/business/2017/nov/05/the-inside-story-of-glencore-hidden-dealings-in-drc)) ((http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/videos/milliarden-deals-rohstoffkonzerne-video-100.html)).

Außerdem wurde aufgedeckt, dass Glencore 47,1% an Swiss Marine, einer Schifffahrtsgesellschaft, welche 167 Frachtschiffe kontrolliert, hält. Aus den Dokumenten von Appleby geht hervor, dass Glencore unbedingt verhindern wollte, dass diese Informationen öffentlich wurden. Der Co-Gründer von Swiss Marine, der griechische Geschäftsmann Victor Retsis, wurde ebenso wie Glencore verdächtigt, in der Vergangenheit entgegen geltender Embargos Öl aus dem Iran gekauft zu haben. Nachdem Retsis in den USA angeklagt wurde, sanken seine Anteile an dem Unternehmen sukzessive von 45% auf unter 20%, und er musste nicht länger als wichtiger Anteilseigner angegeben werden. Die Anklage gegen Retsis wurde schlussendlich nach mehreren Jahren fallengelassen, da die US-Behörden ihre Beweise, die vermutlich aus geheimdienstlichen Informationen stammten, nicht preisgeben wollten. Glencore bestreitet die Umgehung der Sanktionen gegen den Iran ((https://www.standard.co.uk/business/glencore-backed-shipping-firm-with-investor-linked-to-sanctions-claim-a3677701.html)) ((http://www.afr.com/news/policy/tax/paradise-papers-glencore-hid-link-to-ghost-shipping-fleet-during-iran-scandal-20171104-gzf0sz)).