ClientEarth: BP und Glencore führen Investoren hinters Licht

Im Mai dieses Jahres erhielten die Rohstoffgiganten BP und Glencore sowie deren Investoren einen offenen Brief der britischen Umweltorganisation ClientEarth, der die Vorhersagen der beiden Konzerne über die zukünftige Nachfrage nach Öl und Kohle in Frage stellt. ((https://www.clientearth.org/bullish-forecasts-create-liability-risk-clientearth-warns-fossil-fuel-giants/)) Vorbild ist der Konzern ExxonMobil, ((http://www.documents.clientearth.org/wp-content/uploads/library/2017-05-16-glencore-corporate-reporting-regarding-coal-potential-legal-risks-ce-en.pdf)) ((http://www.documents.clientearth.org/wp-content/uploads/library/2017-05-16-bp-corporate-reporting-regarding-oil-demand-forecast-to-2035-ce-en.pdf)) gegen den die New Yorker Staatsanwaltschaft 2016 Ermittlungen wegen der Vertuschung des Klimawandels aufgenommen hat. Die Vorwürfe reichen bis in die 70er Jahre zurück. Dabei geht es auch um die Frage, ob Exxon seine Anleger bewusst getäuscht habe, in dem zum einen irreführende Studien finanziert und zum anderen nicht ausreichend über finanzielle Risiken, welche mit der Begrenzung der fossilen Brennstoffe durch den Klimawandel einhergehen, informiert wurde.

BP beziffert im diesjährigen BP Energy Outlook einen Anstieg der globalen Nachfrage nach flüssigen Kraftstoffen noch mindestens bis zum Jahr 2035 um weitere 15 Millionen auf 110 Millionen Barrel pro Tag. ((http://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/bp-chefoekonom-spencer-dale-die-oelnachfrage-wird-stark-steigen/14794792.html)) Diese Einschätzung des Zeitrahmens einer wachsenden Ölnachfrage deckt sich weder mit Prognosen aus Expertenkreisen noch mit denen der Konkurrenz. ((https://www.documents.clientearth.org/wp-content/uploads/library/2017-05-16-bp-corporate-reporting-regarding-oil-demand-forecast-to-2035-ce-en.pdf)) Shell prognostiziert beispielsweise, dass die Nachfrage nach Öl in 5-15 Jahren ihr Maximum erreicht haben werde. ((https://www.bloomberg.com/news/articles/2016-11-02/europe-s-biggest-oil-company-thinks-demand-may-peak-in-5-years)) Auch die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) vermutet die Ölnachfrage in den kommenden 15 Jahren auf ihrem endgültigen Höhepunkt. Gründe dafür sieht das Kartell etwa in den zunehmend strengen Klimazielen vieler Staaten sowie dem vermehrten Einsatz alternativ-betriebener Fahrzeuge, die den Kraftstoffverbrauch senken. Die Einhaltung des Pariser Abkommens spielt bei diesem Szenario allerdings eine wichtige Rolle. ((https://www.ft.com/content/3f007354-a507-11e6-8898-79a99e2a4de6?mhq5j=e2))

Neben BP erhielten auch Investoren von Glencore sowie die Unternehmensführung selbst einen Brief der Nichtregierungsorganisation ClientEarth: Der Rohstoffgigant habe im vergangenen Jahresbericht ein überzogenes Bild des zukünftigen Kohlemarkts gezeichnet und damit seine Anleger getäuscht. Die Juristen der Umweltorganisation werfen Glencore eine selektive Lesart aktueller Kohlemarkttrends vor, die eine viel zu optimistische Auslegung der zukünftigen Kohlenachfrage prognostiziere. Insbesondere die positiv beurteilte Nachfrage nach Kraftwerkskohle stehe im Widerspruch mit Aussagen konkurrierender Unternehmen wie Shell und Anglo American sowie unabhängigen Analysen der internationalen Energieagentur (IAE). ((https://www.documents.clientearth.org/wp-content/uploads/library/2017-05-16-glencore-corporate-reporting-regarding-coal-potential-legal-risks-ce-en.pdf)) Letztere beschreibt eine weltweit rückläufige Kohlenachfrage, wobei China möglicherweise bereits den Höhepunkt erreicht hat. ((http://www.energiezukunft.eu/ueber-den-tellerrand/neue-zahlen-der-iea-kohlemarkt-weltweit-ruecklaeufig-gn104490/)) ((https://coaltransitions.files.wordpress.com/2016/09/iea-outlook-global-coal-markets.pdf)) Dafür spricht eine zunehmende Abkehr von Kohle in China, deren Verbrauch bereits das dritte Jahr in Folge zurückgegangen ist. ((http://www.zeit.de/news/2017-02/28/china-kohleverbrauch-chinas-geht-das-dritte-jahr-in-folge-zurueck-28120202))

Unternehmen, die auch in Zukunft auf fossile Energiequellen setzen und tatsächliche Risiken dabei verschleiern, schaden nicht nur dem Klima, sondern stellen auch ein erhöhtes finanzielles Risiko für Investoren dar. Seit dem Pariser Klimaabkommen mehren sich daher weltweit Klimaklagen gegen Staaten und Firmen. ((http://climatejustice.org.au/wp-content/uploads/2017/05/Report-Climate-Justice-2016.pdf)) Dies zeigt der im März 2017 herausgegebene Bericht des UN-Umweltprogramms, der derzeit 884 Klimaklagen in 25 Ländern zählt – eine Verdreifachung gegenüber dem Jahr 2014. ((http://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/20767/climate-change-litigation.pdf?sequence=1&isAllowed=y)) Auch verantwortungsbewusste Investoren können ihre Position nutzen und Aktivitäten in Unternehmen positiv beeinflussen.