Deutsche Stiftungen im Nachhaltigkeits-Check

Facing Finance überprüft die Anlagerichtlinien deutscher Stiftungen

 

Gemeinnützige Stiftungen in Deutschland finanzieren sich zu einem großen Teil aus den Kapitalerträgen ihres Stiftungsvermögens. Allerdings bekennen sich bislang nur wenige Stiftungen öffentlich zu nachhaltigen Investmentrichtlinien. Auch gesetzliche Regelungen fehlen. Mit dem Projekt „Fair Anlegen & Stiften“ möchte Facing Finance deutsche Stiftungen dafür sensibilisieren, Nachhaltigkeitskriterien in ihren Anlagerichtlinien zu verankern, um damit ggf. auch im Sinne ihres Stiftungszwecks zu agieren. Das Projekt wird durch das Umweltbundesamt (UBA) gefördert.

 

In Deutschland gibt es mit mehr als 23.800 Stiftungen (Stand: 12/2020) den europaweit größten Stiftungssektor. Rund 92% dieser Stiftungen sind gemeinnützig: Ihrem Stiftungszweck entsprechend, finanzieren sie Projekte, die eine positive Wirkung auf Gesellschaft und Umwelt haben sollen – etwa im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe, der Entwicklungszusammenarbeit oder des Naturschutzes.

Wofür Stiftungen Geld ausgeben, ist allerdings nur eine Seite der Medaille, wenn es um die soziale und ökologische Bilanz von Stiftungen geht. Denn die finanziellen Mittel zur Verwirklichung gemeinnütziger Projekte stammen meist aus den Erträgen, die mit der Anlage des Stiftungsvermögens auf dem Kapitalmarkt erzielt werden.

Mit geschätzt 110 Mrd. € Gesamtkapital (Stand: 3/2021) stellen deutsche Stiftungen eine besonders vermögende Investorengruppe dar. Damit beeinflussen sie Gesellschaft und Umwelt nicht nur über ihre Fördertätigkeit, sondern in erheblichem Maße auch über ihre Investmententscheidungen. Sind Stiftungen etwa an Unternehmen in Form von Aktien oder Anleihen beteiligt, profitieren sie ggf. in Form von Zinsen und Dividenden von schädlichen Geschäftsmodellen, die soziale und ökologische Standards bzw. Menschenrechte, Umwelt- und Klimaschutz ignorieren. Damit finanzieren sich Stiftungen unter Umständen durch Missstände, die sie nicht selten eigentlich (laut Satzungszweck) beseitigen wollen.

Paradoxerweise gibt es bislang keine gesetzlichen Vorgaben zu ethischen und nachhaltigen Standards bei der Vermögensanlage von Stiftungen. Mangels staatlicher Regulierung ergibt sich für Stiftungen also eine große Verantwortung, der sie mittels strenger Richtlinien und Engagement-Prozessen nachkommen müssen. Nur wenige gemeinnützige Stiftungen bekennen sich allerdings bislang öffentlich zu einer nachhaltigen Anlagepraxis.

Das Projekt „Fair Anlegen & Stiften“ soll Stiftungen dazu bewegen, ihre Investmentpraxis als wesentlichen Teil ihres gemeinnützigen Zwecks zu verstehen.

Studie: Wie nachhaltig und transparent investieren die größten gemeinnützigen Stiftungen?

Facing Finance hat untersucht, inwiefern die 37 kapitalstärksten gemeinnützigen Stiftungen Nachhaltigkeitskriterien bei Investmententscheidungen berücksichtigen und inwieweit sie entsprechende Informationen öffentlich bzw. im direkten Dialog zur Verfügung stellen. Das Ergebnis:

Stiftungen sind wohlhabende aber zumeist intransparente Investoren: So verfügen die untersuchten Stiftungen über Finanzanlagen im Gesamtwert von mindestens 30,9 Mrd. €. Nur bei der Hälfte der Stiftungen finden sich allerdings Hinweise auf ESG-Kriterien (Environment, Social und Governance).

Mehr Details zu den untersuchten Stiftungen und unseren Empfehlungen in der 2023 erschienenen Studie.

Download der Stellungnahmen von Stiftungen zur Studie.

 

 

Leitfaden für gemeinnütziges Stiften und eine sozial-ökologische Geldanlage

Als gemeinwohlorientierte und steuerbegünstigte Organisationen, sollten Stiftungen transparenter und nachhaltig investieren. Das Projekt „Fair Anlegen & Stiften“ soll Stiftungen als Anreiz dienen, ihre Investmentpraxis als wesentlichen Teil ihres gemeinnützigen Zwecks zu verstehen und damit ihrer Verantwortung besser nachzukommen.

Mehr Informationen zur Bedeutung nachhaltiger und transparenter Anlagerichtlinien finden Sie in unserem 2022 erschienenen Leitfaden

 

 

 

 

 

 

 

Kontakt:

Emilia Tafel
Projektkoordination
emilia.tafel@facing-finance.org
+49 (0) 30 3266 1679

 

Dieses Projekt wird gefördert durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Die Mittelbereitstellung erfolgt auf Beschluss des Deutschen Bundestages.