Ölkatastrophe in Sibirien: Auch westliche Investoren finanzieren Nornickel

Die 21.000 Tonnen Diesel und Chemikalien des russischen Bergbauunternehmens Nornickel, die seit Ende Mai in den Abajarna Fluss gelangten, werden Flora und Fauna in der Polarregion noch Jahrzehnte beeinträchtigen. Umweltschützer*innen prognostizieren Auswirkungen vergleichbar mit der Tankerkatastrophe der „Exxon Valdez“ 1989 vor Alaska, die bis heute messbare Umweltschäden mit sich gezogen hat. Die von Aufräumarbeitern bis Sonntag entfernten 330 Tonnen Diesel zeugen von den enormen ökologischen und finanziellen Kosten, die der über Tage verschwiegene Unfall mit sich bringen wird. Greenpeace, wie auch der russische Präsident prangern an, dass der Vorfall hätte verhindert werden können. Zwar sei das ursächliche absacken eines Tanks aufgrund schmelzender Permafrostböden eine neuere Herausforderung, die erst seit einigen Jahren dort ansässige Unternehmen vor Probleme stellt, über die Installierung eines Warnsystems sei jedoch schon vor Jahren diskutiert worden.[i]

Kritik von Umweltverbänden ist für den weltweit größten Nickel und Palladiumexporteur allerdings nichts neues: So ist die Stadt Norilsk, um die herum Nornickel hauptsächlich operiert, seit 2001 aufgrund der extremen Umweltverpestung für Ausländer ohne spezielle Einreisegenehmigung gesperrt und von der NGO „Pure Earth“ (früher Blacksmith Institute) schon mehrfach in einem Atemzug mit Tschernobyl zu den zehn meistverpesteten Orten der Erde gekürt worden.[ii]

Der Raubbau an Natur und die Gefährdung menschlicher Gesundheit wird hauptsächlich von russischen Oligarchen finanziert. So halten die zypriotische Holding Olderfrey des reichsten Manns Russlands Wladimir Potanin 35 und die Aktivium BP des Aluminiumtycoons Oleg Deripaska 28 Prozent der Unternehmensanteile.[iii]Allerdings sind auch europäische und amerikanische Anteilseigner involviert: Blackrock, die Deutsche Bank, BNP Paribas, Allianz und die Swedbank investieren in Nornickel und haben sich in den letzten Jahren steigender Kurse erfreut und von mangelnden Sicherheitsvorkehrungen und damit verbundenen Einsparungen profitiert.

Der harschen Kritik des Kremls folgend, kündigte Haupteigner Potanin zwar an, die vollen Kosten der Aufräumarbeiten von 130 Millionen zu übernehmen.[iv]Mit den ökologischen Folgen werden die ohnehin schon gebeutelten Anwohner*innen, so wie Tiere und Pflanzen aber noch länger zu kämpfen haben.

 

 

[i]Greenpeace Magazin: „Aufräumarbeiten nach Leck gehen voran“ (7.6.2020):  https://www.greenpeace-magazin.de/ticker/aufraeumarbeiten-nach-leck-gehen-voran-weitere-spezialisten  (abgerufen: 8.6.2020)

[ii]Blacksmith Institute: „THE WORLDS WORST 2013: THE TOP 10 TOXIC THREATS – CLEANUP, PROGRESS AND ONGIONG CHALLENGES” (2013): https://www.worstpolluted.org/docs/TopTenThreats2013.pdf(abgerufen: 8.06.20)

[iii]Eikon Thompson: Nornickel

[iv]Handelsblatt: „Ölpest in Sibirien: Putin drängt den reichsten Russen zum Handeln“ (8.6.2020):https://www.handelsblatt.com/politik/international/umweltkatastrophe-oelpest-in-sibirien-praesident-putin-draengt-den-reichsten-russen-zum-handeln/25892690.html?ticket=ST-266301-MTVZllKOg0GPY19ekd3W-ap3(abgerufen: 8.6.2020)