Presseerklärung: Benachteiligung von Frauen – Noch kein Thema für deutsche Banken

Berlin, 07. März 2019 – Anlässlich des internationalen Frauentages am 8. März ruft Facing Finance deutsche Banken dazu auf, die geschlechterspezifischen Folgen ihrer Finanzierungen und Investitionen zu berücksichtigen.
Deutsche Banken haben bereits erste Maßnahmen ergriffen, um einer Diskriminierung und Benachteiligung von Frauen in ihrem eigenen Bankbetrieb zu begegnen. „Insbesondere Großbanken haben aber keinerlei Prüfprozesse installiert, um die negativen Auswirkungen ihrer Finanzierungs- bzw. Investitionsentscheidungen auf Frauen zu überprüfen“, kritisiert Sarah Guhr, Projektleiterin bei Facing Finance. Sie verweist auf massive Investments deutscher Banken in Bergbauunternehmen und den Rüstungssektor*. Zwei Sektoren, die durch gravierende Auswirkungen besonders auch auf Frauen auffällig geworden sind.

Frauen leiden häufig unter mangelnder Sicherheit und fehlenden Entschädigungsleistungen von Bergbauunternehmen, die Frauen auch zu selten Zugang zu Beschwerdemechanismen und alternativen Einkommensquellen bereitstellen. In Minen von Barrick Gold in Tansania und Papua-Neuguinea kam es beispielsweise in der Vergangenheit zu schwerwiegenden Fällen von Gewalt und insbesondere sexueller Gewalt. Während viele der Opfer nachhaltig gesundheitlich eingeschränkt sind, reichen die Entschädigungszahlungen von Barrick Gold nicht aus, um diese langfristigen Auswirkungen zu kompensieren. Unter anderem investieren die Deutsche Bank, Commerzbank und DZ Bank in das kanadische Bergbauunternehmen.

Geschlechtsspezifische Folgen hat auch der Rüstungssektor: „Frauen und Kinder leiden besonders unter den Folgen von bewaffneten Konflikten“, beklagt Thomas Küchenmeister, geschäftsführender Vorstand von Facing Finance. Küchenmeister verweist auf die seit Jahren währenden Kriege in Syrien oder im Jemen, wo Frauen oft alleine für ihre Familien aufkommen müssen. Die Sorge um Kinder und Angehörige sowie die ständige Bedrohung durch bewaffnete Gruppen und Angriffe führt in vielen Fällen zu traumatischen physischen und psychischen Belastungen, Flucht und Vertreibung. „Die großen deutschen Banken finanzieren dennoch weiterhin Rüstungsexporteure, die in Kriegsgebiete liefern – ungeachtet der zum Teil verheerenden menschenrechtlichen Auswirkungen“, so Küchenmeister.

Facing Finance fordert daher Finanzinstitute auf, ihrer Verantwortung für Geschlechtergerechtigkeit in ihrem Kerngeschäft umfassender gerecht zu werden. Dafür müssen Banken Richtlinien entwerfen, welche die negativen Auswirkungen von einzelnen Unternehmen oder ganzen Sektoren auf Frauen berücksichtigen.

Auch auf operativer Ebene gibt es noch Nachholbedarf. So ist der Anteil von Frauen in den Führungsebenen großer deutscher Banken nach wie vor sehr gering und übersteigt nur bei Commerzbank und KfW knapp ein Drittel. Bei 8 von 10 der größten deutschen Banken liegt der Anteil dagegen noch deutlich unter 30%.

Einige Studien deuten darauf hin, dass ein höherer Anteil von Frauen in Führungspositionen zu einer verbesserten unternehmerischen Nachhaltigkeit und Transparenz führt. Um die Weiterentwicklung dieses wichtigen Themas zu unterstützen, wird daher das Thema „Geschlechtergerechtigkeit“ ab Mai 2019 im neuen Update des von Facing Finance koordinierten Fair Finance Guide integriert.

Ein Hintergrundpapier mit näheren Informationen zu den geschlechterspezifischen Auswirkungen des Rüstungs- und Bergbausektors steht hier ((http://www.facing-finance.org/files/2019/03/FacingXFinanceX-XHintergrundpapierXzumXWeltfrauentag.pdf)) zum Download bereit.

Bei Rückfragen und Interviewwünschen wenden Sie sich bitte an:
Thomas Küchenmeister I FACING FINANCE
Tel: +49 0175-49 64 082 I kuechenmeister@facing-finance.org

* Die im Mai 2018 erschienene Studie „Dirty Profits 6 – Mining and Extractive Companies: Promises and Progress“ ((http://www.facing-finance.org/files/2018/05/DP6_ONLINEXVERSION.pdf)) detailliert die Finanzbeziehungen europäischer Banken zu Bergbauunternehmen, sowie deren negative Auswirkungen auf Menschenrechte. Der ebenfalls 2018 gemeinsam von Facing Finance mit urgewald veröffentlichte Bericht „Dirty Profits – Unser Geld für Rüstungsexporte in Kriegs- und Krisengebiete“ ((http://www.facing-finance.org/files/2018/10/ff_dp6_DE_waffen_RZ_WEB.pdf)) zeigt die Finanzierungen und Investitionen deutscher Banken in Rüstungshersteller, die insbesondere die Golfallianz für den Jemenkrieg beliefern.