Vale an weiterem Dammbruch in Brasilien beteiligt – mehr als 300 Tote befürchtet

Am Freitag dem 25. Januar brach ein Damm der Córrega de Feijão Mine in der brasilianischen Kleinstadt Brumadinho. Die folgende giftige Schlammlawine forderte bereits 121 Todesopfer, weitere 226 Menschen werden noch immer vermisst ((https://www.deutschlandfunk.de/dammbruch-in-brasilien-zahl-der-toten-steigt-auf-121.2932.de.html?drn:news_id=972880 )). Die Schlammlawine begrub unter anderem eine nahegelegene Kantine, in der Arbeiter gerade zu Mittag aßen. ((https://www.bbc.com/news/world-latin-america-47031583?intlink_from_url=https://www.bbc.com/news/topics/cmj34zmw77wt/brazil&link_location=live-reporting-story))

Dieser Dammbruch ist nicht der erste im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais. Vor nur drei Jahren brach am 5. November 2015 der Damm eines Rückhaltebeckens einer Eisenerzmine von Samarco. Die Mine nördlich von Mariana wurde als Gemeinschaftsunternehmen von Vale und BHP Billiton geleitet. Durch diesen Dammbruch wurden 19 Menschen getötet, 349 Häuser zerstört und 2200 Hektar Land sowie 650 Kilometer Fluss verseucht.
Der Damm in Brumadinho hatte eine Staumenge von 13 Millionen Kubikmeter verglichen mit 50 Millionen Kubikmeter, die das Samarcounglück freigesetzt hatte. Dennoch forderte das Brumadinho Unglücks weitaus mehr Todesopfer.
Am Freitag versagten die Alarmsysteme und es gab keine Sirenen, um die Bewohner von Brumdinho vor der Schlammlawine zu warnen. ((https://www.nytimes.com/2019/01/27/world/americas/brazil-dam-brumadinho.html )) Erst am Sonntag, im Zuge einer zweiten Evakuierung, erklang das Alarmsystem. Ohne Frage hat die fehlende Vorwarnung zu der hohen Zahl an Todesopfern beigetragen. ((https://edition.cnn.com/2019/01/27/americas/brazil-dam-collapse/index.html )) Schon beim Dammbruch 2015 gab es kein ausreichendes Alarmsystem, das erneute Versagen ist daher umso tragischer. Einige Bergbauunternehmen haben Investitionen in die Sicherheit und Instandhaltung ihrer Anlagen als Folge sinkender Rohstoffpreise gekürzt.
Mark Macklin, Professor für physikalische Geographie an der Universität Lincoln und spezialisiert in Staudammunglücken, erklärt, dass der Schlamm durch den hohen pH-Wert der im Abwasser von Eisenerzminen zu finden ist, die Augen und den Rachen reizt und somit auch Retter und Überlebende weiter beeinträchtigt. ((https://www.theguardian.com/world/2019/jan/28/brazil-dam-collapse-mining-disaster-victim-search-latest-news )) Fische im Fluss leiden unter dem Sauerstoffverlust der durch die hohe Sedimentbelastung entsteht und bei vielen Tieren zum Tod führt. ((https://www.apnews.com/7de8ee05826e4cf1afb34d07b5933716 )) Da der Dammbruch von 2015 noch immer Auswirkungen auf die Menschen der Region und die Umwelt hat, werden ähnliche Schäden für Brumadinho erwartet.

Wer trägt die Verantwortung?
Noch ist die Ursache für den Dammbruch unklar. Der Damm wurde erst im September 2018 vom TÜV Süd geprüft. „Unserem Wissensstand nach wurden keine Mängel gefunden“ sagte der TÜV Süd. Vale erklärt in einem offiziellen Statement: „Der Sicherheitsstandard des Damms folgte den weltweiten Good-Practice-Kriterien und war, im Vergleich zu anderen brasilianische Standards, überdurchschnittlich gut. Beide Stabilitätsprüfungen (TÜV Süd, d. Red.) bescheinigten die physische und hydraulische Stabilität des Damms“.
In Rahmen der Untersuchung zu diesem Dammbruch wurden fünf Menschen festgenommen, von denen drei Funktionäre von Vale sind, die zuständig für die Ausstellung von Umweltverträglichkeitslizenzen waren. ((https://www.bbc.com/news/47044292 ))

Die Hoffnung auf eine zukünftige Besserung der Situation ist gering, nachdem der neue brasilianische Präsident Bolsonaro in seiner Kampagne verkündete, dass Umweltvorschriften den Fortschritt des Landes behindern würden. Deshalb sprach er sich dafür aus, unter anderem die Bergbauvorschriften zu lockern. ((https://www.deutschlandfunk.de/dammbruch-in-brasilien-wut-und-verzweiflung-in-brumadinho.1773.de.html?dram:article_id=439452))

Welche deutschen Unternehmen sind beteiligt?
Allianz leitet ein Konsortium, das Vale gegen Haftungsansprüche absichert. Damit ist das Münchner Unternehmen an den Schäden in Brumdinho beteiligt. Berichten der Industrie zufolge deckt dieser Vertrag jedoch keine Umweltschäden ab. Vale ist gegen Schäden an den eigenen Anlagen und gegen Betriebsunterbrechungen, sogenannte „Profitverluste“, versichert. Dieses Modell wurde auch von Samarco genutzt, dessen Damm 2015 brach und Schäden an Dritten und der Umwelt im Wert von mehreren Milliarden Euro verursachte. Der Großteil dieser Verluste wurde noch nicht bezahlt, auch wenn Samarco bereits bis zu zwei Milliarden Reais (ca. 500 Millionen Euro) für Profitverluste von der Allianz, Münchener Rück und Hannover Rück erhalten hat. ((https://www.gegenstroemung.org/web/blog/der-dammbruch-bei-brumadinho-welche-verbindungen-und-mitverantwortung-gibt-es-seitens-deutscher-konzerne/?fbclid=IwAR1B2PVmQNBlN4bqxEET7YZKQpn5u0DNeC3BqusEoqeoyVZQf8GgpFccKyo ))

Vales Inkohärenz bei Sicherheitsmaßnehmen und die daraus folgende Katastrophe führte dazu, dass die Aktien an der Börse in São Paulo seit dem Vorfall um mehr als 20% gefallen sind. Facing Finance, Misereor und die brasilianischen Partner die 2015 vom Dammbruch in Mariana betroffen waren, haben 2018 die Deutsche Bank dazu aufgerufen, Vale zu Verbesserungen anzuregen oder alle Finanzbeziehungen zu beenden. Trotzdem zeigen neue Informationen, dass die Deutsche Bank, Union Investment, Deka und Allianz Global Investors immer noch Aktien des Bergbauunternehmens besitzen. Wie der Dirty Profits 6 Bericht ((http://www.facing-finance.org/files/2018/05/DP6_ONLINEXVERSION.pdf)) zeigt, sind große europäische Banken weiterhin an der Finanzierung von Vale, auch nach dem Unglück 2015 beteiligt, darunter die Banken HSBC, BNP Paribas, Crédit Agricole, ING und die Deutsche Bank.