Ausbeutung in der Modeindustrie stoppen! Mehr Transparenz in Lieferketten!

[:de]Dhaka Savar Building Collapse[:]

Am 24. April 2017 jährte sich bereits zum vierten Mal der Einsturz des achtstöckigen Rana Plaza-Komplexes in Dhaka, Bangladesch. Zusammen mit den Großbränden in den beiden Textilfabriken Ali Enterprises in Pakistan und Tazreen in Bangladesh kurz zuvor, bei denen Fabrikarbeiter bei lebendigem Leib verbrannten, legte der Einsturz des Rana Plaza-Komplexes die symptomatisch menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie offen. ((https://www.hrw.org/de/news/2017/04/20/mehr-kleidungsmarken-sollen-produktionsstaetten-offenlegen))

Der nun veröffentlichte Bericht eins Bündnisses aus Gewerkschaften, Menschenrechts- und Arbeitsorganisationen Follow the Thread: The Need for Supply Chain Transparency in the Garment and Footwear Industry zeigt, welche Unternehmen sich der zivilgesellschaftlichen Forderung für mehr Transparenz in globalen Lieferketten in der Textilindustrie angeschlossen haben und wo noch weiterer Handlungsbedarf besteht.

Die Katastrophen in Bangladesch und Pakistan dokumentieren auch den enormen Produktionsdruck bei Zulieferern sowie intransparente Lieferketten westlicher Modekonzerne. Während zwölf Unternehmen zügig bekanntgaben, in einer der Fabriken im Rana Plaza-Komplex produziert zu haben, bestritten zahlreiche Modeketten ihre Verbindungen. ((https://www.publiceye.ch/de/kampagnen-aktionen/eilaktionen/rana-plaza-fabrikeinsturz-in-bangladesch/)) Erst durch lokale AktivistInnen, die in den Trümmern nach Marken-Labels suchten, konnten weitere 28 Textilkonzerne identifiziert werden, die auf Kosten der Sicherheit ihrer Fabrikarbeiter billig produzieren ließen.  ((https://www.hrw.org/de/news/2017/04/20/mehr-kleidungsmarken-sollen-produktionsstaetten-offenlegen)) ((http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-04/rana-plaza-jahrestag-hilfsfonds)) ((https://www.domradio.de/themen/soziales/2017-04-24/aktivistin-fordert-bessere-arbeitsbedingungen-textilindustrie))

Das Bündnis aus Gewerkschaften, Menschenrechts- und Arbeitsorganisationen kontaktierte nun 72 Modeunternehmen mit der Forderung mehr Transparenz in ihre Lieferketten zu bringen und so ihrer Verantwortung glaubwürdiger nachzukommen. Zu mehr Transparenz gehört eine Offenlegung der produzierenden Fabriken und ein Mindestmaß an Informationen wie die Namen der Betreiber und Adressen der Fabrikgebäude sowie Informationen zu deren Zulieferern und Subunternehmern, ähnlich wie es auch das Textil Bündnis, initiiert von Entwicklungsminister Dr. Gerd Müller vorsieht. Durch den Zugang zu solchen wesentlichen Informationen können Arbeitnehmer, Aktivisten und Arbeits- und Menschenrechtsorganisationen Rechtsverletzungen in Lieferfabriken aufdecken, Modekonzerne darauf aufmerksam machen und Entschädigungen schneller einfordern. ((https://www.hrw.org/sites/default/files/report_pdf/wrdtransparency0417_brochure_web_spreads_3.pdf)) ((https://www.hrw.org/de/news/2017/04/20/mehr-kleidungsmarken-sollen-produktionsstaetten-offenlegen))

Dem Transparenzversprechen des Bündnisses folgen bisher 17 führende Modekonzerne wie adidas, Esprit und die H&M-Gruppe. Eine Reihe weiterer Modemarken unternehmen Schritte in die richtige Richtung, in dem sie bereits begonnen haben Namen und Adressen von Zulieferern zu veröffentlichen wie etwa Columbia Sportswear und Disney. ALDI Nord und ALDI Süd haben angekündigt, in diesem Jahr damit zu beginnen. Zusagen dieser Unternehmen zu weiteren Standards aus dem Transparenzversprechen blieben jedoch aus.

Zu den 16 Modekonzernen, die keinerlei Informationen über ihre Zulieferfabriken veröffentlicht haben, gehören: American Eagle Outfitters, Canadian Tire, Carrefour, Desigual, DICK’S Sporting Goods, Foot Locker, Hugo Boss, KiK, MANGO, Morrison’s, Primark, Sainsbury’s, The Children’s Place und Walmart. Insgesamt 10 Modeunternehmen, die bisher keine Informationen über ihre Lieferketten veröffentlichen, haben die Anfrage des Bündnisses gleich ganz ignoriert. Zu diesen gehören: Armani, Carter’s, Forever 21, Matalan, Ralph Lauren Corporation, Rip Curl, River Island, Shop Direct, Sports Direct und Urban Outfitters. ((https://www.hrw.org/sites/default/files/report_pdf/wrdtransparency0417_brochure_web_spreads_3.pdf)) ((https://www.hrw.org/de/news/2017/04/20/mehr-kleidungsmarken-sollen-produktionsstaetten-offenlegen))

Das Transparenzversprechen des Bündnisses ist ein weiterer Versuch, Modekonzerne zu einem Mindestmaß an Transparenz und Verantwortung zu bewegen. Die Textilbranche gehört zu jenen Industrien mit dem höchsten Risiko für massive Menschenrechtsverletzungen – vor allem für die TextilarbeiterInnen in den Lieferketten. Weltweit arbeiten 75 Millionen Menschen überwiegend in Schwellenländern in der Textilproduktion, drei Viertel davon sind Frauen. ((https://www.domradio.de/themen/soziales/2017-04-24/eu-abgeordnete-fordern-standards-fuer-textilproduzenten))

Aus diesem Grund unterstützt Facing Finance die Petition der Transparenzkampagne Follow the Thread an weitere Unternehmen, ihre Lieferketten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im einzelnen richtet sich die Petition an die Unternehmen Forever 21, Urban Outfitters, Walmart, Primark und Armani, die aufgefordert werden, sich dem Transparenzversprechen bis Ende Mai 2017 anzuschließen. Auf diese Weise kann die Bekleidungsindustrie zur Einhaltung von Menschenrechtsstandards entlang der gesamten globalen Lieferkette in die Pflicht genommen werden.

Wie Facing Finance bereits mehrfach unterstrichen hat, dauern die Missstände in der Modeindustrie an. Mehr Transparenz in den Lieferketten und der Zugang zu Informationen erhöht den Druck auf Investoren und Anteilseigner, ihre Investitionsentscheidungen zunehmend unter ethischen und normativen Gesichtspunkten zu treffen.