Collum Coal Mining: Schächte in sambischer Mine eingestürzt

Dieser Bericht ist Teil unserer ehemaligen „Harmful Cases“ Dokumentation, bei der wir kontinuierlich und kurz & knapp Vorfälle von Menschenrechtsverletzungen, Völkerrechtsverletzungen oder Umweltzerstörung in Unternehmen aufgezeichnet haben.

Am Neujahrsabend spürten die Bewohner Sinazongwes (Sambia) plötzlich ein starkes Beben unter ihren Füßen, dumpfes Poltern dröhnte durch den Ort. Kurz darauf brachen die ersten Risse in den Wänden ihrer Häuser auf. Alle 50 Einwohner mussten fliehen. Die Menschen wurden vorerst in Zelten und Kirchen untergebracht. Zusätzlich zu dem Trauma, das viele davongetragen haben, haben sie auch Angst um ihre Zukunft. Ihre Lebensgrundlagen sind bedroht, all ihr Hab und Gut verschüttet in den Ruinen ihres Dorfes.

Der Grund für den plötzlichen Einsturz: Marode Stützpfosten in den Tunneln einer Kohlemine unterhalb ihrer Häuser. Bewohner und Politiker fordern nun Schadensersatz für die betroffenen Familien. Dem Betreiber der Nkandabwe-Mine, einem chinesischen Bergbau-Unternehmen (Collum Coal Mining Industrial Ltd.), wird vorgeworfen, beim Bau der Tunnel die Folgen für die Bevölkerung nicht beachtet zu haben (( https://www.lusakatimes.com/2016/01/11/nkandabwe-collum-mine-should-compensate-the-displaced-families/, Lusaka Times 11.01.2016, aufgerufen am 10.02.2016 )). Die Eigentümer weisen jedoch jede Verantwortung von sich. Der Manager, Kepson Munthali, beließ es bei der Aussage dass es „unglücklich“ für die Menschen gewesen sei, an dieser Stelle gewohnt zu haben (( https://www.lusakatimes.com/2016/01/11/110487/, Lusaka Times 11.01.2016, aufgerufen am 10.02.2016 )).

Tatsächlich ist die Frage nach der Verantwortung gar nicht so einfach zu klären. In den letzten Jahren wechselte die zweitgrößte Mine Sambias mehrmals den Besitz, ihr Betrieb verlief von Anfang an alles andere als reibungslos. Bekannt waren die Investoren vor allem für die wiederholten Konflikte mit der sambischen Regierung wegen der Missachtung von Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltstandards. In den Jahren 2010 und 2012 wurden bei brutal niedergeschlagenen Streiks der Minenarbeiter mindestens 14 Menschen getötet. Nachdem der Konzern nichts zur Verbesserung der Arbeitersicherheit und der Umweltauflagen beitrug, wurden ihm 2013 alle Lizenzen in der Region entzogen und die Mine von der Regierung beschlagnahmt (( http://www.mining-technology.com/news/newscontroversial-collum-coal-mine-to-re-open-in-zambia-4557624, Mining Technology 20.04.2015, aufgerufen am 10.02.2016 )).

Trotz andauernder Sicherheitsbedenken wurde die Mine jedoch nicht komplett stillgelegt. Stattdessen wurden eingeschränkte Förderungsgenehmigungen an die ZCCM Investments Holdings ausgestellt, ein Unternehmen, an dem die sambische Regierung selbst 87,6% der Anteile hält (( http://lusakavoice.com/2013/08/06/zccm-ih-to-determine-nkandabwe-mines-viability/, LusakaVoice 06.08.2013, aufgerufen am 11.02.2016 )). Unter deren Führung lief die Kohleförderung weiter, während die Regierung mit Collum Coal in Verhandlungen stand.

Um wieder ins Geschäft einsteigen zu können, gelobten die vormaligen Investoren Besserung in Sachen Sicherheit. Letztes Jahr investierten sie in die Renovierung der Mine – unter Aufsicht der ZCCM. Als diese grünes Licht gab, wurde die Mine vollständig wiedereröffnet (( https://www.lusakatimes.com/2015/04/03/collum-coal-mine-given-licence-back-set-to-open/, Lusaka Times 03.04.2015, aufgerufen am 10.02.2016 )).

Dass nur wenige Monate später nun ein Tunnel eingestürzt ist, wirft kein gutes Licht auf alle beteiligten Akteure. Die Regierung, ZCCM, Collum Coal – sie alle weisen die Verantwortung von sich. Die ehemaligen Bewohner des Dorfes werden wohl auf ihren Schadensersatz warten müssen.

Anteilseigner von ZCCM laut Mornigstar