„There Is No Business Like Joe-Business“

… titelte die „Financial Times Deutschland“ am vergangenen Freitag über Josef Ackermanns letzte Hauptversammlung als Vorstandschef der Deutschen Bank. Aus diesem Anlass präsentierte Facing Facing gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Bündnisses Andere Banken braucht das Land! bereits am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Berlin eine kritische Bilanz der Ära Ackermann.

Darüber hinaus war das Bündnis am Tag der Hauptversammlung vor Ort in Frankfurt, um Aktionäre und Öffentlichkeit auf die fragwürdigen Geschäftsmethoden der Deutschen Bank aufmerksam zu machen. Vor Beginn der Hauptversammlung gab das Comedy Duo ONKeL fISCH vor der Festhalle der Messe Frankfurt als „freiwillige Reservedirektion der Deutschen Bank ohne feste Bindung zum Mutterkonzern“ einen Zwischenstand des laufenden Geschäftsjahres und präsentierten im Anschluss als „Fettes Portfolio“ ihren Song JAIN – eine „Hommage“ an den neuen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, Anshu Jain.

Auch das Netzwerk ATTAC schloß sich der Kritik des Bündnisses an. Die Mitglieder der Initiative Ordensleute für den Frieden begrüßten die Aktionäre, indem sie 20 Liter Schweinegülle im Eingangsbereich der Festhalle verteilten – der beißende Geruch sollte daran erinnern, dass „Geld stinkt“.

Auf der Hauptversammlung ergriffen verschiedene Sprecher des Bündnisses Andere Banken braucht das Land! das Wort, um die Aktionäre über die rücksichtslosen Geschäftspraktiken der Deutschen Bank aufzuklären und die Verantwortlichen zu einer Stellungnahme aufzufordern. In diesem Jahr meldeten insgesamt etwa 70 AktionärInnen Wortbeiträge an, was den Versammlungsleiter Börsig dazu veranlasste die Redezeit zunächst auf fünf, später auf drei und schließlich auf nur zwei Minuten zu begrenzen. Angesichts dieser kurzen Zeit war es kaum möglich, überhaupt kritische Fragen in Bezug auf das zurückliegende Geschäftsjahr zu stellen, was einige Redner stark kritisierten.

Wie bereits im letzten Jahr war Branislav Kapetanovic nach Frankfurt gereist, der 2000 beim Versuch, eine Streubombe zu entschärfen, schwer verletzt wurde. Als Reaktion auf seine Rede bei der letztjährigen Hauptversammlung hatte Josef Ackermann im November 2011 erklärt, dass die Deutsche Bank sich aus dem Geschäft mit Streumunition komplett zurückziehen werde. Entgegen diesem Versprechen fanden Facing Finance und urgewald im März heraus, dass die Deutsche Bank auch nach November 2011 neue Geschäftsbeziehungen mit Herstellern von Streumunition eingegangen war. Branislav Kapetanovic brachte seine persönliche Enttäuschung über Josef Ackermann zum Ausdruck und forderte die beiden neuen Vorstandsvorsitzenden Jain und Fitschen dazu auf, eine neue Ära einzuleiten und die Geschäftsbeziehungen zu Herstellern von Streumunition endgültig zu beenden. Josef Ackermann beteurte abermals, dass kein Geschäft es wert sein dürfe „den Ruf und die Glaubwürdigkeit der Bank auf’s Spiel zu setzen“ und man bereits endgültig aus dem Geschäft mit Streumunition ausgestiegen sei. Er versprach die Liste der Streumunitionshersteller, zu denen die Bank im März diesen Jahres nachweislich noch Geschäftsbeziehungen unterhielt, zu prüfen.

Außerdem brachte Matthias Wolfschmidt von foodwatch die Spekulationen mit Nahrungsmitteln zur Sprache. Auch in diesem Punkt beteuerte der scheidende Vorstandschef, dass sich die Deutsche Bank ihrer sozialen Verantwortung bewusst sei und in den letzten Monaten keine neuen Geschäfte, die auf Agrarspekulationen beruhen, eingegangen sei und dies auch nicht tun werde, bis die Auswirkungen ausführlich untersucht worden wären. Er erwähnte hingegen nicht, dass alle bereits abgeschlossenen Geschäfte, Fonds etc. ohne Einschränkungen weiterlaufen. Allein 2010 stiegen die Nahrungsmittelpreise um ein Drittel und stürzten somit mehr als 40 Millionen Menschen in absolute Armut.

Neben diesen beiden Punkten kritisierten Vertreterinnen der NGO urgewald unter anderem das Engagement der Deutschen Bank beim Börsengang von Coal India, weil die Energiegewinnung aus Kohle zur erhöhten CO2-Emissionen führe und damit zum Klimawandel beitrüge. Diese schädlichen Folgen fänden in der Broschüre zum Börsengang keine Erwähnung.