Anglo American – Geplanter Ausbau der Minas-Rio Mine trotz undichter Pipeline

Der im Mai 2018 veröffentlichte Dirty Profits 6 Bericht dokumentiert Verstöße von Bergbauunternehmen gegen Umweltauflagen, Arbeits- und Menschenrechte. Ein dort angeführter Fall von Umweltverschmutzung betrifft den Bergbau- und Rohstoffverarbeitungskonzern Anglo American. So ereigneten sich im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais im März 2018 zwei Vorfälle, bei denen Lecks in der Eisenerz-Pipeline von Anglo American zu weitreichenden Umweltverschmutzungen führten.

Beim ersten Bruch am 12. März liefen laut brasilianischem Umweltamt IBAMA 300 Tonnen Eisenerz in den Fluss Santo Antônio do Grama, der die gleichnamige Stadt und ihre 4.200 Einwohner mit Wasser versorgt. Infolgedessen musste die Wasserzufuhr der Bevölkerung per Tanklaster sichergestellt werden. Am 29. März, zwei Tage nachdem die Pipeline wieder in Betrieb genommen wurde, liefen aufgrund eines zweiten Bruchs 647 Tonnen Eisenerz aus, wovon 174 Tonnen in den Fluss gelangten. Weiterhin wurden umliegende landwirtschaftlich genutzte Flächen verschmutzt.

Die 525 Kilometer lange Pipeline ist ein Teil des umstrittenen Minas-Rio Projekts und verbindet Minen in den Sapo und Ferrugem Bergen in Minas Gerais mit dem Hafen von Açu, São João da Barra, Rio de Janeiro. Dabei durchläuft sie die ökologisch höchst sensiblen und anfälligen Naturgebiete des Atlantischen Regenwaldes und Cerrado Biomes.

Die Aufräum- und Säuberungsarbeiten des ausgetretenen Eisenerzes dauerten bis Mitte Juni. Der Betrieb der Pipeline ist weiterhin so lange untersagt, bis der Umweltbehörde ein Bericht durch Anglo American vorgelegt wird, der die Sicherheit des Betriebs der gesamten Pipeline bescheinigt. Darüber hinaus steht die Umsetzung von behördlich auferlegten Maßnahmen zur Wiedernutzbarmachung geschädigter Gebiete noch aus. Verursachte nachhaltige Schäden der Fluss- und Weidegebiete sollen auf diese Weise wieder rückgängig gemacht werden. Zusätzlich wurden Strafen in Höhe von insgesamt 196,6 Mio. BRL (58,4 Mio. USD) durch IBAMA und den Bundesstaat Minas Gerais verhängt. Das Unternehmen erwartet, den Betrieb im vierten Quartal 2018 wieder aufzunehmen.

Trotz dieser Zwischenfälle erhofft sich Anglo American, dass ausstehende Lizenzen zum Ausbau der Milliarden Dollar schweren Minas-Rio Mine im Juni 2019 erteilt werden. Ein entsprechender Antrag soll noch in der zweiten Hälfte dieses Jahres gestellt werden. Es bleibt abzuwarten, ob brasilianische Behörden auf striktere Überprüfungen und Kriterien bei der Vergabe von Minen-Lizenzen aufgrund wiederholter, durch Bergbauunternehmen verursachter Umweltschäden und -katastrophen zurückgreifen werden.

Der geplante Ausbau der Minas-Rio Mine gibt betroffenen Gemeinden Anlass zur Sorge. Einerseits beinhaltet der Ausbau eine Erhöhung des Damms der Rückhaltebecken. Dieser ist derzeit bereits 7 Mal höher als der im Jahr 2015 gebrochene Samarço Damm in Minas Gerais, der weitreichende Zerstörungen zur Folge hatte und 19 Todesopfer forderte. Andererseits werden Gemeinden dadurch in einen vergrößerten Gefahrenbereich am Fuße des Damms versetzt. Anglo American unterlässt dabei, Kompensationen für das gestiegene Risiko oder Unterstützung bei Umsiedlungen bereitzustellen. Darüber hinaus sind mit weiteren weitreichenden Umweltverschmutzungen wie im Falle der zweifach gebrochenen Pipeline zu rechnen.

Obwohl Anglo American immer wieder in der Kritik aufgrund von Menschenrechts- und Umweltvergehen steht (siehe Dirty Profits 1, 2 und 4), wird dem Unternehmen durch europäische Finanzinstitutionen Kapital in Milliarden Höhe zur Verfügung gestellt. So auch durch die Deutsche Bank, die Anteile an Anglo American im Wert von 567 Mio. Euro (Stand 27.09.2017) besitzt.