Samsung: “Schweigegeldzahlungen“ für erkrankte Arbeiter?

Schon seit längerer Zeit steht der südkoreanische Konzern Samsung wegen mangelnder Sicherheitsstandards in seinen Fabriken weltweit in der Kritik. Im Jahr 2007 wurde bekannt, dass überdurchschnittlich viele ArbeiterInnen in Samsungs Chipfabriken an seltenen Krebserkrankungen litten, die in Zusammenhang mit der Verwendung hochgiftiger Chemikalien gestellt wurden. Von den über 230 Betroffenen verstarb bis heute fast jeder Dritte, wobei die meisten zwischen 20 und 30 Jahren alt waren ((http://allindiaroundup.com/news/samsung-offered-rs-5-7-crores-to-a-worker-to-stay-silent/)).

Nur auf massiven öffentlichen Druck hin entschuldigte sich Samsung für die Vorfälle und versprach eine Entschädigung für die Betroffenen. Die Zahlung der Gelder wurde jedoch an die Bedingung geknüpft, keine weiteren Vorwürfe zu erheben und insbesondere von rechtlichen Schritten abzusehen, obwohl in vorausgegangenen Gerichtsverhandlungen bereits ein Zusammenhang zwischen den Krebserkrankungen und der Arbeit mit Chemikalien festgestellt wurde ((http://www.facing-finance.org/de/2015/11/deutsch-samsungs-arbeiterinnen-fordern-angemessene-entschaedigungen-fuer-krebserkrankungen/)).

Offensichtlich will Samsung eine öffentliche Debatte über die Arbeitsbedingungen in seinen Fabriken mit allen Mitteln vermeiden. Nicht nur legte Samsung die Bedingungen für die Zahlung von Entschädigungsgeldern fest, der Konzern stellte den Betroffenen auch Summen in Aussicht, die wesentlich höher waren als durch Gerichtsurteile zu erwarten wäre. Beispielsweise wurde der Familie einer erkrankten Arbeiterin 1 Milliarde Won (ca. 800.000 Euro) angeboten, um den Zusammenhang zwischen ihrer Arbeit und der Krankheit zu leugnen ((http://allindiaroundup.com/news/samsung-offered-rs-5-7-crores-to-a-worker-to-stay-silent/)).

Auch bei den Gerichtsverhandlungen gab es neue Anzeichen für Samsungs fragwürdige Vorgehensweisen. So wurde Aussagen von ehemaligen Arbeitern zufolge in keiner Weise auf die Chemikalien hingewiesen oder vor möglichen Risiken gewarnt, denen sie bei ihrer Arbeit ausgesetzt waren. Laut einem AP Artikel vom 12.08.2016 ((http://bigstory.ap.org/article/ea1b8280b50b4ad3a9bdcd9def798914/2-words-keep-sick-samsung-workers-data-trade-secrets)) versucht Samsung bei der Aufklärung der Fälle immer wieder, kritische Informationen über Chemikalien mit der Begründung zu verheimlichen, dass es sich um Geschäftsgeheimnisse handelte ((https://news.samsung.com/global/statement-on-the-associated-press-article-of-august-10-2016)). Die südkoreanischen Gerichte und die Politik haben die Zurückhaltung dieser Informationen bisher anerkannt und unterstützt, was die Frage aufwirft, warum mit dem Konzern so unkritisch verfahren wird und seine Interessen über denen der Arbeiter stehen. In weit über 50 Gerichtsverfahren wurde in gerade einmal zehn Fällen ein Urteil gegen den Konzern gesprochen, was viele Familien dazu bewog, sich mit der Zahlung des Konzerns abzufinden.