Nichtregierungsorganisationen warnen vor Abkehr von humanitärer Rüstungskontrolle
(Berlin 8.11.11) In offenen Briefen ((Offener Brief an CDU/CSU wegen Streumunition)) ((offener Brief an FDP wegen Streumunition)) appellieren die Vertreter von 13 Nichtregierungsorganisationen an die Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und FDP alles dafür zu tun, dass die erst vor gut einem Jahr in Kraft getretene Ächtung von Streumunition nicht wieder aufgeweicht wird. Diese Frage wird auf der 4. Revisionskonferenz der UN-Waffenkonvention in Genf (14.-25.11.) verhandelt. Die NGOs fordern im Vorfeld dieser Konferenz die Fraktionen auf, eine Rücknahme der seit 2010 geltenden Ächtung zu verhindern.
„Die Bundesregierung muss jedem Versuch, den Umgang mit Streumunition völkerrechtlich zu erlauben, energisch entgegentreten“, fordert Thomas Küchenmeister, Koordinator von Facing Finance, einer Mitgliedsorganisation der Internationalen Kampagne gegen Streumunition. Küchenmeister verweist auf die Artikel 1c und 21 der auch von Deutschland ratifizierten „Oslo-Konvention“, die dazu verpflichten, andere Staaten nicht zu unterstützen oder zu ermutigen etwas zu unternehmen, was aufgrund der Konvention verboten ist. ((Hierzu auch ein Gastbeitrag von Thomas Küchenmeister in der Frankfurter Rundschau, ein taz-Artikel von Andreas Zumach und ein Radio-Interview von Detektor fm.))
Staaten, die die Oslo-Konvention ratifiziert haben, sind auch bei einer Zustimmung zu einem zweiten, wesentlich schwächeren Verbotsvertrag an den höheren Standard der Konvention gebunden. Deutschland würde aber mithelfen, anderen (USA, Russland, China, Israel, Indien, etc.) die Produktion und den Einsatz von Streumunition mit den neuen, spezifischen völkerrechtlichen Bestimmungen zu erlauben, damit humanitäre Standards absenken und positive Stigmatisierungseffekte zunichte machen, unterstreichen die Nichtregierungsorganisationen.
Im April 2009 stimmten alle Fraktionen des Deutschen Bundestages dieser Konvention und damit einem vollständigen Verbot von Streumunition zu. SPD und Bündnis 90/Die Grünen fordern deshalb am kommenden Donnerstag (10. November 2011.) mit einem Antrag die Bundesregierung auf, eine „Aufweichung des Verbotes von Streumunition“ zu verhindern und sich weiterhin für die „Oslo-Konvention“ als alleinigen völkerrechtlichen Standard einzusetzen.
„Eine anhaltende Verbreitung von Streumunition behindert jeden friedlichen Wiederaufbau in Krisengebieten. Diese verheerenden Waffen bedrohen das Leben der Zivilbevölkerung oft auch noch Jahre nach den kriegerischen Handlungen“, betont Klaus Seitz, Leiter der Abteilung Politik und Kampagnen von „Brot für die Welt“.
„Als internationales Hilfswerk, das in Konfliktgebieten arbeitet, wissen wir: Streumunition ist tödlich! Wir haben deswegen keinerlei Verständnis für Versuche, das vollständige Verbot von Streumunition zu relativieren oder zu umgehen. Denn die Leidtragenden sind häufig unschuldige Kinder, die diesen heimtückischen Waffen zum Opfer fallen“ sagt Danuta Sacher, Geschäftsführerin von terre des hommes.
Zu den Unterzeichnern des Briefes gehören: „Brot für die Welt“, Caritas international, der Evangelische Entwicklungsdienst (EED), der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, FACING FINANCE (Cluster Munition Coalition in Deutschland), Handicap International Deutschland e.V., Human Rights Watch Deutschland e.V., Oxfam Deutschland e.V. , pax christi – Sekretariat der deutschen Sektion, solidaritätsdienst international e.V., terre des hommes Deutschland e.V., UNICEF Deutschland und urgewald e.V.
Kontakte:
Thomas Küchenmeister, Koordinator FACING FINANCE
(Cluster Munition Coalition in Deutschland), 0175-4964082
Rainer Lang, Pressereferent „Brot für die Welt“: 0174-3135651.
Pressereferat, terre des hommes, 0541-7101-126
Weitere Informationen und Dokumente:
- Draft protocol on cluster munitions 26th August 2011
- Stellungnahme von FACING FINANCE im UA Abrüstung des Deutschen Bundestages am 19.10.2011
- Antrag von SPD und Bündnis 90 die Grünen „Aufweichung des Verbotes von Streumunition verhindern“.
- Antrag von DIE LINKE: Gegen ein Protokoll über die Streumunition zum CCW