Pressemitteilung: Kulturwandel light – Deutsche Bank tritt nachhaltig auf der Stelle

Berlin/Frankfurt, 21.05.2014 Anlässlich der morgigen Hauptversammlung der Deutschen Bank fordert ein breites Bündnis von Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen (NGOs) von der Bank, den viel beschworenen Kulturwandel hin zu einer nachhaltig agierenden Bank endlich zu beginnen.

Die NGOs protestieren am Donnerstag vor der Hauptversammlung der Deutschen Bank in Frankfurt in großer Zahl und phantasievoll gegen deren zerstörerische Geschäftspolitik und überreichen den Internationalen ethecon Black-Planet-Award. „Dieser Preis geht an die beiden Vorstandsvorsitzenden Fitschen und Jain sowie die Großaktionäre der Deutschen Bank, da sie sich in vielfältiger Weise an der Zerstörung unserer Erde beteiligen und sie in einen Schwarzen Planeten verwandeln“, begründet Axel Köhler-Schnura von der Stiftung ethecon.

„Eine Bank, die für sich in Anspruch nimmt, nach hohen ökologischen und gesellschaftlichen Maßstäben zu handeln, darf nicht von massiver Klimaschädigung, Menschenrechtsverletzungen und weltweiten Waffengeschäften profitieren“, kritisiert Thomas Küchenmeister, geschäftsführender Vorstand von Facing Finance.

Besonderer Dorn im Auge sind den Umweltschützern die Kohlefinanzierungen des deutschen Bankenprimus. „Die Deutsche Bank präsentiert sich gern als Klimaschützer und Klimabotschafter“, sagt Heffa Schücking, Geschäftsführerin der Umweltorganisation urgewald. „Gleichzeitig gehört sie zu den Top-Finanziers des Kohlebergbaus weltweit. Zwischen 2005 und Januar 2014 hat sie großen Kohleunternehmen weltweit zu fast 15 Milliarden Euro verholfen. Dabei schreckt sie vor der Finanzierung umstrittener Unternehmen wie Coal India oder Glencore nicht zurück, die massive Umweltzerstörungen und Klimaschäden verursachen. Diese Schizophrenie zwischen Anspruch und Wirklichkeit der Deutschen Bank muss endlich ein Ende haben. Sie muss die Finger von zerstörerischen Projekten und Unternehmen lassen“, so Schücking.

Aktuell ist die Deutsche Bank unter Druck, da an der Ostküste Australiens ein Tiefseehafen ausgebaut werden soll, um Kohle zu transportieren. Dieser liegt nur knapp 50 Kilometer vom Great Barrier Reef entfernt, dem größten Korallenriff der Erde. Der Kohlehafen-Ausbau bedroht das sensible Ökosystem. „Was da gerade in Abbot Point geplant wird, stellt eine Gefährdung für das Weltnaturerbe Great Barrier Reef dar und somit auch für sämtliche dort beheimateten Industrien, die von einer intakten Umwelt abhängen“, sagt Tony Brown, Präsident der Whitsunday Charter Boat Industry Association (Vereinigung mariner Tourismusbetriebe am australischen Great Barrier Reef). „Die Deutsche Bank sollte daher nicht erwägen, den Ausbau des Kohlehafens mit all seinen gravierenden Umweltrisiken finanziell zu unterstützen. Ich werde auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank an die Herren Jain und Fitschen appellieren, sich nicht an einem solchen Umweltskandal zu beteiligen und jedwede Finanzierung kategorisch auszuschließen.“

Auch große Waffenproduzenten – und damit Atomwaffen und Drohnen – werden nach wie vor vom Branchenprimus finanziert. Zugleich profitiert die Bank damit auch in großem Stil vom weltweiten Handel mit Waffen. Allein zu Atomwaffen-Herstellern unterhält die Deutsche Bank gegenwärtig Geschäftsbeziehungen in Höhe von fast 3 Milliarden Euro. Die Bank unterstützt damit Erhaltung, Modernisierung und Neuentwicklung eines Waffensystems, dessen Einsatz die gesicherte Zerstörung unserer Lebensgrundlagen zur Folge hätte. Dem weltweiten Abrüstungsansatz „Global Zero“ (Globaler Verzicht), den auch die Bundesregierung unterstützt, folgt die Bank offenbar nicht.

Das NRO-Bündnis wendet sich auch gegen die Bereitstellung von Finanzdienstleistungen für Landraub und Menschenrechtsverletzungen von Palmölkonzernen wie Wilmar in Indonesien, Uganda, Nigeria und Liberia.

Auf Kritik stößt ferner das anhaltende Engagement der Bank bei der Nahrungsmittelspekulation. Laut UNO (FAO) sind die Lebensmittelpreise im vergangenen Jahr auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Entwicklungsorganisationen und multilaterale Institutionen wie die Weltbank gehen davon aus, dass Warentermingeschäfte der Banken enormen Einfluss auf die Preise für Nahrungsmittel haben und diese in die Höhe treiben können. „Die Deutsche Bank ist nach wie vor einer der größten internationalen Spekulanten mit Nahrungsmitteln“, sagt David Hachfeld, Spekulationsexperte von Oxfam. „Während andere Banken längst ausgestiegen sind, bietet die Bank ihren Kunden immer noch Investmentfonds an, mit denen auf steigende Preise von Agrarrohstoffen gewettet werden kann. Wenn die Preise explodieren, können sich Menschen in armen Ländern Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten. Statt ihre riskanten Geschäfte einzustellen, treibt die Deutsche Bank ein Spiel mit der Öffentlichkeit. Vor zwei Jahren kündigte sie eine umfassende Untersuchung zu Nahrungsmittelspekulation an, doch bis heute hat sie nichts Substantielles veröffentlicht.“

Ansprechpartner*innen:

– Thomas Küchenmeister, Facing Finance, +49 (0)175-49 64 082
– Heffa Schücking, Geschäftsführerin, urgewald: +49 (0)160-9676 1436
– Tony Brown, Präsident der Whitsunday Charter Boat Industry Association 
  (über Frau  Schücking zu erreichen)
– Axel Köhler-Schnura und Linda Spieckermann, ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie, 
  +49 (0)151 54724127
– David Hachfeld, Oxfam Deutschland, +49 (0)176 24 11 23 61
– Markus Dufner, Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre,
  +49 (0)221/599 5647
– Stefanie Hess, Robin Wood, +49 (0)1578-023 88 08 und 
  Anne van Schaik, FoE Europe:+-31-6-24343968 (zu Palmöl)

Weitere Informationen:
Vor und auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank werden Vertreter*innen der oben genannten Nicht-Regierungsorganisationen sprechen und protestieren. Die Themen reichen von umstrittenen Rohstoff- über Palmölfinanzierungen und Landrechtskonflikte bis hin zu Rüstungsgeschäften. Ab 8.30 Uhr finden vor der Festhalle verschiedene Aktionen statt.

Bei Interesse können über barbara@urgewald.de / +49 172 6814474 oder über kuechenmeister@facing-finance.org / +49 (0)175-49 64 082 weitere Informationen zur Verfügung gestellt bzw. Interviewwünsche vermittelt werden.

Die Gegenanträge des Dachverbands und der Nichtregierungsorganisationen stehen unterwww.kritischeaktionaere.de.