Shell Nigeria zu Entschädigungszahlungen für Ölverschmutzungen im Nigerdelta verurteilt

Am Freitag den 29.01.2021 wurde in Den Haag ein Urteil gefällt, dass neben dem Erfolg für die Kläger auch eine ungemeine Strahlkraft auf Großunternehmen haben könnte. Ein niederländisches Berufungsgericht macht das nigerianische Tochterunternehmen des Ölgiganten Shell für die Verschmutzung im Nigerdelta verantwortlich und erklärt, Shell hätte Sabotage an einer seiner Anlagen verhindern müssen.[1] Shell behauptete zuvor, dass alle Lecks an den Pipelines das Ergebnis von Sabotage wären.

Das Gericht wies Shell Nigeria an, Entschädigungen an eine Gruppe nigerianischer Landwirte zu zahlen, während die Tochtergesellschaft und ihre anglo-holländische Muttergesellschaft aufgefordert wurden, Sensoren zur Früherkennung von Lecks an den Pipelines anzubringen, um weiter Ölaustritte zu verhindern. Die Höhe der Schadensersatzzahlung würde später festgelegt.

2013 wurde der Großkonzern bereits zu einer Schadensersatzzahlung verurteilt, allerdings legten beide Seiten Berufung ein. Darüber berichteten wir schon in unserem 2. Dirty Profits Bericht.  Das neuste Urteil könnte Auswirkungen über Nigeria hinaus haben. Multinationale Konzerne könnten zukünftig für ihre Tochterunternehmen in die Verantwortung gezogen werden und an die Fürsorgepflicht gegenüber den Menschen an den Orten, an denen sie tätig sind, appelliert werden.[2]

13 Jahre dauerte es bis den vier nigerianischen Bauern aus den Dörfern Goi, Oruma und Ikot Ada Udo im Südosten Nigerias Recht gegeben wurde. 2008 klagten die Landwirte mit Hilfe der niederländischen Umweltschutzorganisation ‚Milieudefensie‘ gegen den Ölriesen. Für Bäuer*innen und Bewohner*innen der Region zählen extreme Umweltverschmutzungen durch Öllecks seit der 1956 begonnenen Ölforderung in Nigerdelta zum Alltag. Mit einem totalen Austritt von 1,5 Millionen Tonnen Rohöl bis 2009 zählt die Ölkatastrophe entlang der 7000 Kilometer langen Pipeline zu der schlimmsten Ölkatastrophe weltweit.[3] Die Lecks in der unterirdischen Ölleitung kostet den Landwirten ihre Lebensgrundlage, weil Land und Wasser verseucht werden.[4]

 

[1] https://www.business-humanrights.org/en/latest-news/dutch-court-finds-shell-partially-responsible-for-pollution-in-niger-delta-saying-it-should-have-prevented-sabotage-at-1-of-its-facilities/

[2] https://www.bbc.com/news/world-africa-55853024

[3] Ntv: „Verseuchtes Nigerdelta: Jeden Tag eine Ölpest“ (2010): https.//www.n-tv.de/politik/dissoer/Jeden-Tag-eine-Olpest-articel1054201.html

[4] https://www.facing-finance.org/de/2020/06/oelpest-im-nigerdelta-hoechstes-britisches-gericht-entscheidet-ueber-haftbarkeit-von-oel-multi-shell/