Auch Versicherer müssen aus der Kohleindustrie aussteigen

Zur Realisierung von Projekten sind Unternehmen auf die finanziellen Mittel von Banken und Investoren angewiesen. Ein weiterer Akteur gerät bei diesen Investitionen oft in Vergessenheit: Versicherungen. Sie stellen einen entscheidenden Bestandteil jeder Großinvestition dar, indem sie Banken und Investoren ermöglichen, sich vor potentiellen Risiken zu schützen. Schon länger fordern Klimaschützer und NROs, dass Banken nicht mehr in Projekte und Unternehmen investieren, die die Umwelt verschmutzen und den Klimawandel vorantreiben. Spätestens seit dem Pariser Klimagipfel Ende 2015 liegt der Fokus auf dem Ausstieg aus der Kohle, die nach wie vor eine große Rolle in der weltweiten Energieerzeugung spielt. Doch nicht nur Banken, sondern auch Versicherer unterstützen die Kohleindustrie mit ihren Dienstleistungen. Eine neue Studie der niederländischen Forschungsgruppe Profundo für das Bündnis „Unfriend Coal“ hat die Bedeutung europäischer Versicherer für die Kohleindustrie analysiert. In der Liste der untersuchten Versicherungsunternehmen finden sich auch mehrere deutsche Versicherer.

Zwar geht die Anzahl neu geplanter Kohlekraftwerke zurück, jedoch befinden sich weltweit immer noch knapp 570 neue Kohlekraftwerke in Planung ((https://www.theguardian.com/environment/2017/mar/22/coal-power-plants-green-energy-china-india)). Dazu gehört beispielsweise Versicherungen für die Konstruktion und Unterhaltung der Förderstätten, für eventuelle Komplikationen während der Kohleförderung, für den Transport der Kohle oder die Konstruktion von Kraftwerkanlagen ((http://unfriendcoal.com/wp-content/uploads/2017/04/Coal-insurance-briefing-paper-0417.pdf)). Für die Kohleindustrie sind Versicherer daher ein essentieller Partner während der Lebensdauer von Kohlekraftwerken und Kohleminen.

Zusätzlich gehören Versicherungsunternehmen zu den größten Anlagern des Kohlesektors. Zusammen investieren die fünfzehn größten europäischen Versicherungs- und Rückversicherungsunternehmen gegenwärtig USD 130 Mrd. in fossile Brennstoffe ((http://unfriendcoal.com/wp-content/uploads/2017/04/Coal-insurance-briefing-paper-0417.pdf)). Dabei stellt die Allianz mit Investitionen in Höhe von USD 59 Mrd. den größten Anleger unter den europäischen Versicherern im fossilen Brennstoffsektor dar ((Simons, M. and J. de Wilde (2017, February), The Involvement of European insurance groups in the fossil fuels sector. A report for the Sunrise Project, Amsterdam, The Netherlands: Profundo)). Die Munich Re (Ergo) Versicherungsgesellschaft investiert zurzeit knapp USD 2,16 Mrd. in fossile Brennstoffe, bei Talanx sind es USD 647 Mio.. Gerade deswegen ist es umso wichtiger, dass nicht nur Banken, sondern auch Versicherer ihre finanzielle Unterstützung der Kohleindustrie reduzieren. Mehrere große europäische Banken haben sich bereits dazu verpflichtet schrittweise aus der Kohlefinanzierung auszutreten, nun müssen Versicherungsgesellschaften nachziehen ((http://coalbanks.org/bank)). Zwar gibt es auch im Verssicherungssektor vereinzelte Schritte in die richtige Richtung, jedoch ist das Gesamtvolumen an Versicherungen für die Kohleindustrie nach wie vor zu groß und trägt so kontinuierlich zur Klimaerwärmung bei. Beispielsweise hat sich die Allianz dazu verpflichtet, schrittweise Bergbauunternehmen, die mindestens 30% ihres Umsatzes durch Thermalkohleförderung erzielen, nicht mehr zu finanzieren. Gleiches gilt für Stromversorger, die mindestens 30% ihrer verfügbaren Elektrizität aus Thermalkohle beziehen ((https://www.allianz.com/v_1448622620000/media/responsibility/Energy_Guideline_PublicVersion_final.pdf)).

Diese Verpflichtungen der Allianz beschränken sich jedoch auf Investitionen in den Kohlesektor. Daneben ist es jedoch wichtig, dass Versicherungsunternehmen auch aufhören Kohleprojekte zu versichern. Bisher hat dies nur der französische Versicherer AXA getan ((http://www-axa-com.cdn.axa-contento-118412.eu/www-axa-com%2F803065f4-200e-4d5f-ae5e-93a716b8e2d9_axa_coal_policy_201704.pdf?utm_medium=email&utm_source=sactionlive&utm_content=6+-+commit+to+doing+this&utm_campaign=ERIN&source=ERIN)).

Da die Kohleindustrie bereits für den Großteil des gesamten CO2 Ausstoßes verantwortlich ist und neue Kohlekraftwerke diesen Ausstoß erhöhen würden, ist es nötig, dass Versicherungen aus dem Geschäft mit der Kohle aussteigen. Nur so können CO2 Emissionen drastisch gekürzt und zukünftige Klimaziele realisiert werden.