Kleine philippinische Insel will den Bergbaukonzern Barrick Gold verklagen

Nach jahrelanger Umweltzerstörung von beispiellosem Ausmaß wollen sich die Menschen einer philippinischen Insel nun gegen den weltweit führenden Goldproduzenten Barrick Gold wehren.
Die lesenswerte Reportage „Die vergiftete Insel“ von Marius Münstermann und Christian Werner porträtiert die jahrzehntelange Verseuchung der rohstoffreichen Insel Marinduque und macht dabei deutlich, wie ruinöse Bergbauaktivitäten die Menschen und die Umwelt bis heute lebensbedrohlich belasten.
Von Mitte der 1950er bis in die 1990er Jahre hinein förderte der kanadische Bergbaukonzern Placer Dome (seit 2006 Teil von Barrick Gold) gemeinsam mit dem philippinischen Unternehmen Marcopper auf Marinduque Kupfer, Gold und Silber. Toxische Abraumschlämme führte der Betrieb dabei in die Calancan-Bucht ab, wo sie Korallen abtöteten, Fische ausrotteten und das Wasser verseuchten.  Die Region ist bis heute mit Schwermetallen belastet. Nach dem Sturz des philippinischen Diktator Marcos 1986 (die Ähnlichkeit zum Firmennamen Marcopper ist dabei wohl kein Zufall) und wegen dann erlassener strengerer Umweltauflagen begann der Konzern seine giftigen Abfälle in den stillgelegten Minenkratern einzulagern. Dabei kam es durch unzureichende Schutzmaßnahmen 1993 und 1996 zu einem Dammbruch und mehreren Lecks. Die Flüsse Boac und Mogpog überschwemmten zahlreiche Dörfer, zwei Kinder starben in den Fluten. Die Gewässer gelten heute als „biologisch tot“, sind jedoch gleichzeitig eine Lebensgrundlage der Inselbevölkerung. Durch den engen Kontakt mit den toxischen Flüssen kommt es insbesondere unter Kindern und Neugeborenen zu Schwermetallbelastungen und damit zu Fehlbildungen und Krebserkrankungen. Fischer leiden unter schweren Hautirritationen. Es sei eine „stille Epidemie“, die im Laufe kommender Jahrzehnte in vollem Ausmaß zum Vorschein treten werde, so fürchtet ein Arzt auf Marinduque.
Placer Dome und Marcopper haben stets jegliche Unternehmensverantwortung von sich gewiesen. Auch Barrick Gold betont, Placer Dome habe sich damals sachgemäß aus Marinduque zurückgezogen.
Die Inselregierung und die Einwohner bereiten nun eine Klage gegen Barrick Gold in Kanada, dem Sitz des Konzerns, vor und fordern eine Entschädigung von 1 Mrd. Dollar für die verheerenden Folgen der verantwortungslosen Bergbauaktivitäten.
Die asiatische Entwicklungsbank (ADB), die kanadische Kreditversicherung Export Development Canada und der kanadische Pensionsfond CPP gewährten Placer Dome seinerzeit Kredite.

Die Reportage finden Sie hier:
Süddeutsche Zeitung: Die vergiftete Insel