Explosion und Brand in Verpackungsfabrik in Bangladesch

In der Verpackungsfabrik Tampaco Foils Ltd., die im Industrieort Tongi rund 20 km nördlich der bangladeschischen Hauptstadt Dhaka gelegen ist, kam es Anfang September 2016 zu einer schweren Explosion. In dem anschließenden Brand starben mindestens 30 Menschen, zahlreiche weitere wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt. ((Frankfurter Rundschau, Artikel vom 11.09.2016, abgerufen am 12.09.2016))

Tampaco Foils Ltd., Bangladeschs größter Hersteller von Verpackungen für Tabak und andere Konsumgüter, ((Tampaco Foils Ltd., abgerufen am 12.09.2016)) ist Zulieferer für zahlreiche lokale, aber auch international agierende Unternehmen, darunter die örtlichen Niederlassungen des Schweizer Lebensmittelkonzerns Nestlé und des Tabakkonzerns British American Tobacco (BAT). ((Tampaco Foils Ltd.: Customers, abgerufen am 12.09.2016)) Beide Unternehmen äußerten sich bestürzt über den tragischen Vorfall. ((Frankfurter Rundschau, Artikel vom 11.09.2016, abgerufen am 12.09.2016))

Angaben der bangladeschischen Behörden zufolge ist der Ausbruch des Feuers in dem vierstöckigen Fabrikgebäude, das laut Bauvorgaben lediglich ein einziges Stockwerk umfassen sollte, ((Frankfurter Rundschau, Artikel vom 11.09.2016, abgerufen am 12.09.2016)) auf die Explosion eines Heizkessels zurückzuführen. ((CBC news, Artikel vom 10.09.2016, abgerufen am 12.09.2016)) Die schnelle Verbreitung der Flammen wiederum sei durch die Lagerung leicht entzündlicher Chemikalien im Erdgeschoss der Fabrik gefördert worden. ((Handelsblatt, Artikel vom 10.09.2016, abgerufen am 12.09.2016)) Um zu klären, ob eine Verletzung von Sicherheitsstandards ursächlich für den Brand ist, wurde von der zuständigen Aufsichtsbehörde ein Untersuchungsausschuss eingerichtet, der binnen einer Woche Bericht erstatten soll. ((Frankfurter Rundschau, Artikel vom 11.09.2016, abgerufen am 12.09.2016))

Der Brand in der Verpackungsfabrik Tampaco Foils ist der schlimmste Industrieunfall seit dem Einsturz des in Sabhar gelegenen Gebäudekomplexes Rana Plaza im Jahr 2013, ((Reuters, Artikel vom 11.09.2016, abgerufen am 12.09.2016)) der mehr als 1.100 Tote und über 2.400 teils schwer Verletzte forderte. ((Berliner Zeitung, Artikel vom 31.05.2015, abgerufen am 12.09.2016)) Spätere Untersuchungen ergaben, dass neben der Missachtung offizieller Bauvorschriften und dem Einsatz schwerer Maschinen, für die die Gebäudekonstruktion nicht ausgelegt war, auch mangelnde Sicherheitsvorkehrungen und eine nur unzureichende Kontrolle der Einhaltung von Arbeitsschutzstandards durch die zuständigen Institutionen den Zusammensturz des achtgeschossigen Rana Plaza-Gebäudes, das insgesamt fünf Bekleidungsfabriken beherbergte, verursacht hatten. ((n-tv, Artikel vom 08.05.2013, Berliner Zeitung, Artikel vom 31.05.2015, abgerufen am 12.09.2016)) Das Fabrikmanagement ließ die Angestellten ihre Arbeit trotz bereits am Vortag des Einsturzes entdeckter Schäden in den Wänden der Fabrikhalle fortführen. ((The Guardian, Artikel vom 24.04.2013, abgerufen am 12.09.2016))

Vor dem Hintergrund des Rana Plaza-Unglücks verdeutlicht die jüngste Brandkatastrophe in Bangladesch, dass weltweit agierende Konzerne wie Nestlé oder BAT nicht ausreichend Sorge dafür tragen, die Durchsetzung internationaler Arbeits- und Sicherheitsstandards in ihren Zulieferbetrieben zu gewährleisten. Offensichtlich ist eine Ausweitung der „Vereinbarung über Brandschutz und Gebäudesicherheit in Bangladesch“, ein Abkommen zwischen Bekleidungsmarken und Gewerkschaften, mit dem die Sicherheit der bangladeschischen Arbeiter in den Zulieferfabriken gewährleistet werden soll, ((Accord on Fire and Building Safety in Bangladesh, abgerufen am 13.09.2016)) auch auf andere Industriezweige erforderlich.