Neue Vorwürfe gegen Samsung: Kinderarbeit in Zulieferfabrik entdeckt

Dieser Bericht ist Teil unserer ehemaligen „Harmful Cases“ Dokumentation, bei der wir kontinuierlich und kurz & knapp Vorfälle von Menschenrechtsverletzungen, Völkerrechtsverletzungen oder Umweltzerstörung in Unternehmen aufgezeichnet haben.

Erneut schwere Vorwürfe gegen Samsung: Bei einem Zulieferer des Elektronikherstellers müssen Kinder unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten, bis zu 11 Stunden am Tag, teilweise unbezahlt. Das wirft die US-amerikanische Organisation China Labour Watch dem Elektronikriesen in einem neuen Bericht vor. Die neuen Anschuldigungen könnten dem Unternehmen schwer zu Schaden kommen. ((Spiegel.de: Zulieferer in China: Samsung prüft neue Vorwürfe wegen Kinderarbeit; erschienen am 10. Juli 2014; aufgerufen am 10. Juli 2014 ))

Im Juni dieses Jahres sendete die Organisation China Labour Watch einen Ermittler in die chinesische Fabrik Shinyang Electronics, die für Samsung produziert. Er sollte dort undercover feststellen, ob internationale Arbeitsstandards und Menschenrechte verletzt werden – und er wurde schnell fündig. Bereits in den ersten drei Tagen entdeckte der Ermittler in der Elektronikfabrik fünf Kinder unter 16 Jahren, die dort unter rechtswidrigen Umständen arbeiteten. Auch weitere internationale Arbeitsstandards wurden in der Fabrik des Elektronikriesen massiv verletzt: So zahlte der Zulieferer lediglich Niedriglöhne, verlangte exzessive Arbeitszeiten und missachtete die einfachsten Sicherheitsregelungen. ((China Labor Watch: Another Samsung supplier factory exploiting child labor; aufgerufen am 11. Juli 2014 ))

Zur selben Zeit, als China Labour Watch undercover diese massiven Arbeitsrechtverletzungen aufdeckte, veröffentlichte Samsung seinen Nachhaltigkeitsreport 2014. „Global Harmony“, betitelte ihn das Unternehmen und sonnte sich darin in seiner sozialen Verantwortung. Im vergangenen Jahr seien über 200 Zulieferer – darunter auch Shinyang Electronics – ((Spiegel.de: Zulieferer in China: Samsung prüft neue Vorwürfe wegen Kinderarbeit; erschienen am 10. Juli 2014; aufgerufen am 10. Juli 2014 )) inspiziert worden, so Samsung, und in keiner der kontrollierten Firmen hätten Kinder gearbeitet. „Nachdem Samsung angeblich hunderte von chinesischen Zulieferern inspiziert hat, fand das Unternehmen nicht einen Kinderarbeiter“, kommentierte China Labour Watch, „Jetzt hat unsere Organisation in nur einer Samsung Zulieferfabrik gleich mehrere Kinder entdeckt, die ohne Arbeitsverträge angestellt waren, die 11 Stunden am Tag arbeiten mussten und nur für 10 dieser Stunden bezahlt wurden.“ ((China Labor Watch: Another Samsung supplier factory exploiting child labor; aufgerufen am 11. Juli 2014 ))

Der Elektronikriese hat inzwischen auf die neuen Vorwürfe reagiert. Man wolle die Anschuldigungen überprüfen und „angemessene Maßnahmen gemäß unserer Politik ergreifen, jede Kinderarbeit bei unseren Zulieferern zu verhindern“. ((Spiegel.de: Zulieferer in China: Samsung prüft neue Vorwürfe wegen Kinderarbeit; erschienen am 10. Juli 2014; aufgerufen am 10. Juli 2014 ))

Es ist nicht das erste Mal, dass in Samsungs Zulieferfabriken Verstöße gegen internationale Arbeitsstandards entdeckt werden. Bereits 2012 fanden verdeckte Ermittler, ebenfalls von der Organisation China Labour Watch, beim Samsung Zulieferer HEG rechtswidrige Arbeitsumstände – unter anderem auch sieben Kinder, die unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten mussten. ((Berichte auf www.aktiv-gegen-kinderarbeit.de.)) Die Vorwürfe reißen nicht ab und das könnte dem Unternehmen schwer zu stehen kommen. Samsung kämpft um sein Image und vor allem um seine Spitzenposition auf dem Weltmarkt. Im vergangenen Jahr musste das Unternehmen im Konkurrenzkampf vor allem mit asiatischen Billigproduzenten herbe Verluste einstecken. Um dem entgegen zu wirken, sollte das Unternehmen ernsthafte – und vor allem glaubwürdige und nachprüfbare – Maßnahmen in Sachen Arbeiterschutz ergreifen. ((Spiegel.de: Zulieferer in China: Samsung prüft neue Vorwürfe wegen Kinderarbeit; erschienen am 10. Juli 2014; aufgerufen am 10. Juli 2014 ))

Das Urteil der Organisation China Labour Watch nach dem erneuten Entdeckungen in der Samsung-Zulieferfabrik fällt hart aus: „Die Ermittlung hat wieder einen Beweis für Samsungs fehlerhaftes Auditsystem geliefert. Die Berichte über ihre soziale Verantwortung dienen dazu, die Investoren zu beruhigen, sie haben keine wirkliche Bedeutung für die Verbesserung von Arbeitsbedingungen in Samsungs Lieferkette.“ Die Verpflichtungen von Samsung, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, urteilt China Labour Watch, scheinen letztendlich nicht mehr zu sein, als eine verlogene Werbung, um das Bild eines verantwortungsbewussten Unternehmens zu malen. ((China Labor Watch: Another Samsung supplier factory exploiting child labor; aufgerufen am 11. Juli 2014 ))

Mehr Informationen zu Samsung finden sie in unserer Datenbank sowie in der Firmenliste der Kampagne „Aktiv gegen Kinderarbeit“.